(modern, leicht neurotisch, definitiv koffeinabhängig und mit Identitätsproblemen zwischen Dracula und Influencer-Lifestyle)
18:00 Uhr – Aufwachen aus dem Sarkophag… oder Memory-Foam-Bett
Riiing! Der Wecker klingelt.
Beziehungsweise: Eine düstere Playlist aus Gregorianischem Gesang und Lana Del Rey säuselt los.
Der Vampir schlägt die Augen auf.
Blinzelt.
„Warum bin ich schon wieder so blass…? Ach ja.“
Er steht auf.
Elegant.
Ein wenig steif.
Wie ein Theaterdarsteller, der vergessen hat, wo sein Textbuch liegt.
18:30 Uhr – Morgentoilette (bzw. „Abendroutine für Untote Haut“)
Er putzt Zähne.
Obwohl er keine Karies bekommen kann.
Aber hey – niemand küsst gern Knoblauch-Gedächtnis.
Dann: Skincare!
– Vampirisch bleibende Tagescreme (SPF 0)
– Feuchtigkeitsserum mit „Blutorangenduft“
– Und ein Hauch Rouge, für das gewisse „Ich bin nur ein bisschen tot“-Leuchten
19:00 Uhr – Frühstück (aka Dinner für Leute mit… Blutgruppe)
Menü:
– Blut in verschiedenen Sorten (Typ A – mild nussig, Typ AB – exklusiv und selten)
– Vegan? Klar. Tomatensaft.
Aber nicht irgendeiner. Kaltgepresst. Von Hand. Bei Vollmond.
Er nippt an seinem Kristallkelch und murmelt:
„Ich vermisse Cappuccino. Ich könnte jemanden dafür beißen.“
20:00 Uhr – Nächtliche Beschäftigung
Einige gehen jagen.
Andere arbeiten in der Gothic-Buchhandlung oder schreiben Gedichte über den Tod, das WLAN und emotionale Abgründe.
Er?
Influencer-Vampir.
Postet auf Insta:
„Mondlicht auf meiner Blässe = Mood.“
22:00 Uhr – Besuch beim Blutlieferdienst
Der moderne Vampir jagt nicht mehr.
Er bestellt.
Online.
Express.
Mit Bio-Siegel.
Heute kommt: „Ethisch gewonnenes Blut – von Yoga-Lehrern aus Berlin-Mitte.“
Er flüstert dem Lieferboten zu:
„Du riechst nach innerem Frieden. Und Chia.“
00:00 Uhr – Social Life im Schatten
Er trifft andere Vampire im Club „FangBang“.
Dort läuft düstere Musik, niemand tanzt richtig, aber alle gucken melancholisch.
Ein Vampir sagt:
„Früher war alles besser.“
Ein anderer:
„Du bist 800. Für dich war die Pest die gute alte Zeit.“
03:00 Uhr – Heimkehr und leichte Sinnkrise
Er sitzt auf dem Balkon.
Denkt nach.
Trinkt ein Glas Blut mit Eis.
Fragt sich:
„Bin ich mehr Edward oder mehr Nosferatu?“
Dann googelt: „Kann man als Vampir auch einfach Florist werden?“
04:30 Uhr – Bettzeit
Er legt sich in seinen Sarg.
Oder wahlweise in ein Bett mit schwarzen Satinlaken und 43 Kissen.
Zieht die Verdunklungsvorhänge zu.
Lächelt leicht.
Und murmelt:
„Und morgen… trage ich endlich wieder meinen Umhang mit dem Drama-Kragen.“
Dann schläft er ein.
Mit einem Lied im Herzen.
Und eventuell einer kleinen Fledermaus auf dem Kopfkissen.